Geschichte Oberhausens

Oberhausen - Die Stadt

Das Gebiet der späteren Stadt Oberhausen war in vorindustrieller Zeit sehr dünn besiedelt. Die Lirich-Lipperner Heide erstreckte sich über den Großteil des Raumes. Aufgrund ihrer sandigen Böden erlaubte sie keine landwirtschaftliche Nutzung. So bildeten sich lediglich an den Rändern der Heide kleine Bauern- und Kötttersiedlungen. Selbst zur Herausbildung eines Dorfes kam es nicht. Auf dem Gebiet der 1862 gegründeten Bürgermeisterei Oberhausen lagen von diesen Lirich und Lippern am Nordrand der Heide in der Emscherniederung. Urkundlich erwähnt sind diese Siedlungen erstmals 947 in einer Urkunde König Ottos I, des Großen, für das Stift Werden. Zu Beginn der Industrialisierung des Oberhausener Raumes in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebten dort nur wenige Dutzend Familien.

Collage des Stadtarchivs
Historische Postkarten (Foto: Stadt Oberhausen)
Als das Chicago des Ruhrgebiets und darüber hinaus ganz Deutschlands wurde Oberhausen dagegen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts betrachtet. Schriftsteller Levin Schücking schrieb, als er 1847 kurz nach Eröffnung der Köln-Mindener Eisenbahnlinie durch den Bahnhof Oberhausen fuhr, "mit amerikanischer Geschwindigkeit" werde hier eine Stadt entstehen. Das war damals tatsächlich noch Zukunftsmusik. Zwar legte die Eröffnung des Bahnhofs in der Lirich-Lipperner Heide die Grundlage, doch zur Gemeindegründung sollte es noch bis 1862 dauern.


Damals lebten auf dem Gebiet der Bürgermeisterei, dem heutigen Kern Alt-Oberhausens zwar bereits über 5.500 Menschen, doch es mangelte am Nötigsten, wie an Schulen, Straßen oder einer Ortspolizei. Das lag insbesondere daran, dass Oberhausen - anders als alle übrigen Ruhrgebietsstädte - nicht um einen vorindustriellen Dorfkern entstand, sondern tatsächlich "amerikanisch", voraussetzungslos in einer öden Heide von noch 1820 gerade einmal rund 20 Kötter- und Bauerngehöften. Deshalb gilt Oberhausen in der Stadtgeschichtsforschung als die "verspätete Stadt" (Heinz Reif), aber zugleich auch als die "idealtypische Industriestadt" (Magnus Dellwig), sogar unter den vielen übrigen Industriestädten im Ruhrgebiet.

Oberhausen musste gegenüber seinen meist größeren Nachbarstädten an städtischer Lebensqualität aufholen, um im harten Städtewettbewerb des Ruhrgebietes zu überleben. Denn seit etwa 1900 wurden Eingemeindungen zum Aktionsfeld der Kommunen. Im 20. Jahrhundert fanden zwei große kommunale Neuordnungen im Ruhrgebiet statt. Wie Oberhausen daran partizipierte, legt offen, welche Rolle die Stadt im Ruhrgebiet einnahm - und einnimmt. 1929 erfolgte die Zusammenlegung der kreisfreien Städte Oberhausen (110.000 Einwohner), Sterkrade (53.000 Einwohner) und Osterfeld (32.000 Einwohner).
Foto des Oberhausener Rathauses
Foto des Oberhausener Rathauses um 1900 (Quelle: Stadtarchiv)
 

Nicht um eine pulsierende City, lautete die Begründung, sondern um die Werke der Gutehoffnungshütte, im Wesentlichen in der Mitte der drei Städte gelegen, fand die Gründung des heutigen Oberhausens statt. - Oberhausen bestand fort, war nicht zum Stadtteil größerer Nachbarn geworden. Doch zugleich wurde die tiefere Grundlage dafür gelegt, dass die Stadt ihren Entwicklungsrückstand gegenüber den größeren, urbaneren, wohlhabenderen oder gar bürgerlicheren Nachbarn nicht aufholen konnte. Dazu trug maßgeblich bei, dass die Dienstleistungen durch die ausgeprägte Südlage der Innenstadt nur unterdurchschnittlich von der nun größer gewordenen Gesamtstadt profitierten. Dazu trug ebenfalls bei, dass Oberhausen bei der zweiten großen Neuordnung im Jahr 1975 unberücksichtigt blieb. Weder Landesregierung noch Stadtspitze verfolgten damals mit der Stadt eine Vision, die ihr eine neue Rolle im Ruhrgebiet hätte zuweisen sollen - so wie dies 1929 mit der Bildung der "GHH-Stadt" noch der Fall gewesen war.

Oberhausen - Der Wandel

Als Oberhausens Stadtgründer gelten die Eisenbahn und die Montanindustrie. Mit der Antony-Hütte von 1758 steht die "Wiege der Ruhrindustrie" in Oberhausen-Osterfeld. 1832 entstand an der Essener Straße mit dem Walzwerk Oberhausen der erste Großbetrieb im Ruhrgebiet. 1.000 Menschen arbeiteten in jenem Betrieb, der zum Unternehmen Hüttengewerkschaft und Handlung Jacoby, Haniel und Huyssen, abgekürzt JHH, mit 1846 schon 3.000 Beschäftigten gehörte. Seit 1873 in Actienverein Gutehoffnungshütte, GHH, umbenannt, entstand in Oberhausen der erste dreistufig gegliederte Konzern der Montanindustrie an der Ruhr: Zechen und Kokereien im gesamten Wirtschaftsraum der GHH lieferten Brennstoff für die Eisenhütten und Stahlwerke in Oberhausen, deren Produkte wiederum in die Weiterverarbeitung nach Sterkrade geliefert wurden, wo unter anderem weltberühmte Brücken entstanden, die in die ganze Welt geliefert wurden - von Köln bis Buenos Aires. Während der Inflation von 1919 bis 1923 nutzte der Vorstandsvorsitzende der GHH Paul Reusch volle Kassen und eine starke Verhandlungsposition gegenüber Metallverarbeitern in anderen Regionen Deutschlands, die Eisen und Stahl als Grundstoff benötigten,  zum Aufbau des modernen Konzerns, zu dem seit 1921 auch die MAN, die Maschinenwerke Augsburg-Nürnberg hinzukamen. 1983 allerdings beschloss die Hauptversammlung dann die Umbenennung von GHH in MAN und die Verlegung der Konzernzentrale nach München. – Was war geschehen?

Foto des späteren CentrO.-Geländes
Foto des späteren CentrO.-Geländes in den 1960er Jahren (Quelle: Stadtarchiv)
Die einst beherrschende Schwerindustrie im Konzern - 1958 bei Ausbruch der Kohlekrise stammte jede Zehnte in Deutschland produzierte Tonne Eisen und Stahl aus Oberhausen - befand sich in einer rasanten Schrumpfung. Zuerst verdrängte das Öl die Kohle, dann seit etwa 1967 verdrängten Stahlproduzenten aus Schwellenländern und neue Werkstoffe aus Kunststoff die Stahlkonzerne von der Ruhr von ihren Spitzenplätzen in der deutschen Wirtschaft. Auch die Konzentration - 1970 kaufte Thyssen die Hüttenwerke Oberhausen AG, die HOAG als die GHH-Tochter in der Eisen- und Stahlerzeugung, auf.


Fortan fand der Abbau von Arbeitsplätzen in Oberhausen noch schneller statt als in Duisburg, Dortmund oder Bochum, wo die Konzerne Thyssen, Krupp und Hoesch ihre Firmensitze hatten.

Mitte der 1980er Jahre erreichte die Arbeitslosenquote in Oberhausen mit 18 % ihren Höhepunkt. In dieser für die Zeitgenossen trostlosen Situation suchte die Stadt nach neuen Wegen. Wenngleich der erste Anlauf 1986/87 noch scheiterte, ein Shopping-Center mit Magnetwirkung für eine weite Region anzusiedeln, gelang von 1992 bis 1996 der Bau des Centro. Deutschlands erstes "Urban Entertainment Center" verbindet seitdem Erlebniseinkauf, Gastronomie und Freizeitgestaltung mit einem Kranz umgebender Gewerbeparks. 2016 sind an diesen Standorten mit etwa 8.000 Beschäftigten deutlich mehr Menschen tätig als im Centro mit rund 4.500, das allerdings seine Magnetfunktion für den Standort Neue Mitte Oberhausen damit sehr erfolgreich wahrnahm..

Der umfassende Erfolg des Centro, seine Strahlkraft für Oberhausen, der Wandel des Stadt-Images von der "grauen Maus" hin zur "Tourismus- und Einkaufs-Hauptstadt im Ruhrgebiet" wären undenkbar gewesen ohne die Verbindung von strukturpolitischer Weitsicht und Tatkraft. Britische Investoren betätigten sich als Profis und Geldgeber für eine große Freizeit-Investition. Die Stadt Oberhausen verstand es, eine erfolgreiche Gratwanderung zu bestehen.
Foto des Werksgasthauses
Werksgasthaus der Gutehoffnungshütte, erbaut 1912 (Quelle: Stadtarchiv)

Investorenfreundlichkeit als neuer Ruf des neuen Oberhausen wurde vereint mit einer ganzheitlichen Vision von einem neuen Stadtteil, der perspektivisch zu einem neuen Zentrum in der Stadt wachsen sollte: zur Neuen Mitte Oberhausen. So bildet die Neue Mitte nicht nur das pulsierende ökonomische Herz der Stadt zu Beginn des 21. Jahrhundert. Die Neue Mitte ist zugleich in eine funktionale und vor allem funktionierende Arbeitsteilung mit der "alten" City eingetreten. Hier Shopping und Freizeit von einer Qualität, die Oberhausen eine führende Stellung in der Metropolregion Ruhr einbringen; dort öffentliche Dienstleistungen und – ergänzt um das Bero-Zentrum - ein lebendiges Zentrum mit Lebensqualität für 100.000 Alt-Oberhausenerinnen und -Oberhausener sowie weitere Menschen, die aus dem Norden der Stadt und aus ihrer Nachbarschaft regelmäßig die City aufsuchen.

Die Centro-Ansiedlung wurde seit dessen Eröffnung 1996 oft als Ursache dafür betrachtet, dass die Oberhausener City an Bedeutung und wirtschaftlicher Kraft einbüßte. Richtig ist, dass diese City schon mit der Entscheidung des preußischen Landtags von 1929, Oberhausen nur nach Norden, nicht aber kreisförmig um eben jene City wachsen zu lassen, im Wettbewerb um das urbane Ruhrgebiet der Zukunft ein schwerwiegendes Hemmnis aufgebürdet bekam. Dieser Entwicklungsnachteil wurde zur Belastung, als die Stadt in den 1960er Jahren durch die Montankrise zu schrumpfen begann, und dann durch die Krise des Einzelhandels in den Städten mittlerer Größe seit etwa 1970 gegenüber ihren größeren Nachbarn, wie Essen und Düsseldorf an vorher bereits begrenzter Attraktivität immer weiter verlor. - Die Entscheidung der Oberhausener Kommunalpolitik für das Centro, für das große Stadtentwicklungskonzept der Neuen Mitte Oberhausen, erweist sich so zu Beginn des 21. Jahrhundert einerseits als Beschleuniger eines oft schmerzhaften Wandels unserer Innenstädte, andererseits jedoch als dringend notwendiger Impulsgeber für eine moderne Dienstleistungsstadt mit Lebensqualität, die im 21. Jahrhundert ebenso wie zuvor die Stahlstadt der GHH im 20. Jahrhundert ihre Aufgabe in der Städtelandschaft des Ruhrgebietes wahrzunehmen weiß.

Foto der Haltestelle Neue Mitte
ÖPNV-Haltestelle Neue Mitte (Foto: Carsten Walden)
Sehenswürdigkeiten Alt-Oberhausens sind zum einen in der Neuen Mitte Oberhausen mit Centro, Gasometer, Schloss Oberhausen und Kaisergarten, Arena, Metronom-Theater, Marina und Gehölzgarten Haus Ripshorst. In der City von Alt-Oberhausen bilden der Hauptbahnhof, das Rathaus, das Bert-Brecht-Haus und das Friedensplatzensemble herausstechende architektonische Zeugen des Backsteinexpressionismus der Weimarer Republik. Ergänzt wird dies durch die Parkstadt mit einer großen Anzahl attraktiver Grünanlagen.

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